Europameisterschaft 2023

Groß war die Vorfreude auf meine allererste Europameisterschaft in England! Das ganze Jahr lang habe ich mich darauf vorbereitet, das Highlight 2023.

Am 2. September war es nun endlich so weit. Wir – das Team Österreich – trafen uns um 9 am Flughafen in Wien Schwechat. Man konnte die Anspannung und Freude bei allen Anwesenden spüren.


Um 14:00 Uhr landeten wir nach einem angenehmen Flug schließlich in Manchester und wurden mit einem Bus zu unserem Hotel in Sheffield gebracht.

Nachdem wir uns akklimatisiert hatten, stand am darauffolgenden Sonntag ein freies Training in der Wettkampfhalle statt. Dieses Angebot haben wir natürlich angenommen und machten uns mit den Hallenbedingungen vertraut.
Am Abend trafen wir dann noch die letzten Vorbereitungen für den ersten Spieltag am Montag.
Ich wurde in eine Gruppe mit einem Tschechen und einem Slowaken gelost. Bei Gegner befinden sich in den Top 10 der Welt, also keine so leichte Aufgabe!

Nach einer erholsamen Nacht und einem kräftebringenden Frühstück begaben wir uns also in Richtung Halle.


Um 10:30 hatte ich mein erstes Spiel gegen den Tschechen Nachazel, auf den in auch schon beim Turnier in Ostrava getroffen bin.
Daher war ich schon um 08:00 in der Einspielhalle, um mich ordentlich warm zu spielen. Alles verlief so weit prima, die Tische und der Boden passten sehr gut zu meinem Spielstil.

30 Minuten vor Matchbeginn musste man sich dann in die sogenannte „Call Area“ begeben. Dort wird der Schläger kontrolliert, ob er allen Anforderungen entspricht und keine größeren Schäden aufweist. Anschließend verbringt man dort die restliche Zeit bis zum Spielbeginn. In dieser Zeit machte ich meine Mentalen Übungen und hörte motivierende Musik.


Fünf Minuten vor Spielbeginn war es dann so weit: Alle Spieler der 20 Tische wurden aufgerufen sich bereit zu machen und sich hintereinander aufzustellen. Es gab nämlich einen organisierten Einmarsch!

Dieser war wirklich etwas ganz Besonderes, was es in dieser Form bei keinen Weltranglistenturnier gibt. Alle 40 Spieler + 20 Schiedsrichter marschierten also nacheinander in die Halle, während die Spielernamen aufgerufen wurden. Die Coaches durften dann mit kurzer Verzögerung nachkommen.

Am Tisch angekommen stieg die Anspannung und Nervosität natürlich nochmals an. Das 2-minütige Einspielen hat begonnen. Das Gefühl war gut und die Motivation riesengroß! Vielleicht sogar etwas zu groß…


Zwar konnte ich im 1. Satz schnell mit 3:1 in Führung gehen, verlor ihn dann aber noch mit 4:11. Ich war doch etwas überrascht, da dieses Spiel ein ganz anderes war als vor einigen Wochen in Tschechien! Mir kam es sogar so vor, als hätte er einen anderen Schläger, obwohl es derselbe war. Ich kam mit seinen Schlägen nicht so ganz zurecht.

Den 2. Satz verlor ich ebenfalls mit 4:11. Danach war ich leider völlig von der Rolle und konnte nicht mehr ins Spiel zurückfinden. Der 3. Satz war noch deutlicher und ich verlor mein Auftaktspiel ohne Satzgewinn mit 0:3.

Eine Enttäuschung war natürlich da, aber ich muss einfach anerkennen, dass er momentan noch außer Reichweite ist.
Den restlichen Tag verbrachte ich dann in der Halle und sah einigen anderen Top-Spielern bei ihren Matches zu.


Mein zweites Gruppenspiel hatte ich nämlich erst am Dienstagvormittag, gegen den Slowaken Boris Travnicek. Da der Slowake ebenfalls gegen den Tschechen verloren hat, war unser Spiel das direkte um Platz 2, welcher mit dem Aufstieg ins Achtelfinale verbunden ist.

Am nächsten Morgen war also der gleiche Ablauf. Ich fühlte mich sehr gut und das Einspielen in der Halle ging einwandfrei. In der Call Area traf ich erstmalig auf meinen Kontrahenten aus der Slowakei. Er wirkte ebenso sehr gelassen, aber fokussiert.

Dann begann auch schon der Einmarsch in die Halle. Bei toller Musik wurden die Spielernamen wieder aufgerufen. Beim 2-minütigem Warmup konnte ich mit seinem Schläger Bekanntschaft machen, denn es war unser erstes Aufeinandertreffen.


Ich startete solide in die Partie und war hoch konzentriert. Der Slowake hatte allerdings auch einen sehr guten Tag und spielte beeindruckende Bälle. Nach einem harten Kampf musste ich den ersten Satz mit 5:11 abgeben.
In der Satzpause besprach ich mit meinem Coach Doris die Taktik und wir entschieden uns für einen offensiveren Schlagabtausch. Ich musste meinen Gegner unter Druck bringen!

Mit der angepassten Spielweise konnte ich auch besser punkten und schnell stand es 8:8. Unglücklicherweise passierten mir dann einige Fehler und ich ging mit 0:2 in Rückstand. Mich ärgerte der knappe Satz leider ein wenig zu viel, sodass ich mich nicht mehr zu 100% fokussieren konnte. Den 3. Satz gewann er schließlich deutlich mit 3:11.

Damit belegte ich den 3. Gruppenplatz und der Einzel-Bewerb bei dieser EM war für mich Geschichte.
Im weiteren Turnierverlauf schaffte es der Tscheche sogar bis ins Finale und wurde stolzer 2. Platz bei der Europameisterschaft.
Der Slowake kam ins Halbfinale, musste sich dort aber geschlagen geben und belegte Platz 3.

Am Mittwoch und Donnerstag hatte ich dann „Pause“, weil die Doppel-Bewerbe erst am Freitag anfingen. Somit blieb uns Zeit uns die Stadt anzuschauen oder bei den Finalspielen mitzufiebern.

Es hat mich auch sehr gefreut, meinen Kumpel Simon aus England wieder zu sehen.

Die Doppel-Bewerbe wurden direkt im KO-System ausgetragen. Marc und ich starteten gleich im Achtelfinale.
Unser Spiel gegen das slowakische Duo Travnicek/Mihalik war am Freitag um 10:45 angesetzt. Gegen beide habe ich schon mal im Einzel gespielt, gegen den Boris Travnicek erst 3 Tage zuvor.

Marc und ich sind mittlerweile schon sehr gut eingespielt und verstehen uns blendend. Die Vorfreude auf den Doppelbewerb war groß!
Auch das Einspielen in der Halle verlief super. Somit waren wir beide topmotiviert für das Spiel!


Wir legten auch angriffslustig los und zeigten keine Scheu. Wir konnten die Ballwechsel offenhalten und erzielten schöne Punkte. Dennoch hatten die Slowaken eine menge Qualität sowie Erfahrung zu bieten, und gewannen die Sätze 1 und 2.

Wir wussten, wir müssen etwas ändern und stellten somit unsere Taktik um. Diese funktionierte auch gleich besser und wir hielten den 3. Satz lange offen. Am Ende fehlten uns eventuell doch die Nerven und wir verloren diesen Satz ganz knapp.

Somit schieden wir im Achtelfinale aus.

Zum Abschluss der EM ruhten die Hoffnungen also auf den Mixed-Doppel Bewerb, den ich wieder mit meiner Trainerin Doris Mader bestritt. Auch hier starteten wir im Achtelfinale. Um 13:00 Uhr fing unser Spiel gegen das französische Duo Merrien/Vautier an.

Doris und ich kennen uns ebenso schon sehr gut und wissen, wie die Rollen verteilt sind. Die Abstimmung funktioniert mittlerweile ausgezeichnet.

Somit begaben wir uns zuversichtlich in die Call Area und warteten auf den Einmarsch. Am Tisch angekommen stieg die Motivation nochmals an.

Das Spiel begann mit einem offenen Schlagabtausch – es ging hin und her. Trotz starker Leistung verloren wir den 1. Satz mit 7:11.
Im 2. Satz waren wir etwas verunsichert und brachten nicht mehr unsere Leistung. Schnell stand es schon 0:2 in Sätzen.
In der Pause pushten wir uns gegenseitig hoch und wollten noch einmal alles aus uns herausholen! Wir wussten, es ist unsere letzte Chance!


Sofort konnte man auch eine Reaktion von uns erkennen. Zum ungünstigsten Zeitpunkt hatten die Franzosen allerdings noch Kantenbälle und Netzroller… Dennoch erkämpften wir uns eine 9:8 Führung!
Am Ende mussten wir allerdings auch diesen Satz unglücklich abgeben und verabschiedeten uns von der Europameisterschaft!

Die erhofften Ergebnisse blieben leider aus. Mit meiner persönlichen Leistung bin ich aber trotzdem sehr zufrieden! Man muss einfach anerkennen, dass meine Gegner im Moment noch zu stark sind. Dennoch konnte ich sie teilweise auch gut ärgern!

Am Ende war die Europameisterschaft ein Riesenspektakel und ich bin sehr froh und dankbar dabei gewesen zu sein. Bei der nächsten EM in 2 Jahren werden sich die Gegner definitiv warm anziehen müssen! Ich komme wieder! 😀

Am Samstag hatten wir somit einen Tag Zeit und uns Sheffield genau anzusehen und in der Stadt spazieren zu gehen.
Am frühen Abend ging es dann mit dem gesamten Team Österreich in ein feines Steak Restaurant, in dem wir genüsslich die EM Revue passiert haben lassen.

Abschließend stieg dann noch die Players Night, bei der ordentlich gefeiert wurde! Auch das war ein tolles Erlebnis, bei dem ich viele Spieler näher kennengelernt habe.

Nach einer kurzen Nacht wartete um 06:30 dann schon der Bus auf uns, der uns wieder nach Manchester brachte. Nach einem schnellen Zwischenstopp in München landeten wir schließlich gut und sicher in Wien.

Dankeschön an alle – es war eine sensationelle Reise! 

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